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LIEBES PUBLIKUM, WERTE GÄSTE,
an dieser Stelle schreiben aus berufenem Munde unsere Künstler:innen das Vorwort für unser Programmheft. Dieses Mal kommen die einleitenden Worte von Teresa Reichl. Und ich freue mich, Sie schon bald wieder in der Rosenau zu begrüßen.
Ihr Michael Drauz!
Liebes Publikum,
wenn man Lehramt studiert hat, wie ich, ist Kabarett einfach der Himmel. Die Leute kommen freiwillig, sie hören freiwillig zu, sie wollen einen lustig finden und vor allem stinken sie nicht noch nach dem Experiment, das in der Chemiestunde davor schief gegangen ist. Oder nach Pubertät.
Und was seid ihr für ein Vorzeigepublikum in der Rosenau. Ihr kippelt nicht, ihr klebt keine Kaugummis unter die Tische, esst euer Essen leise und redet nur da rein, wo ihr auch gefragt werdet. Und laut seid ihr, wenn‘s drauf ankommt. Scheiße, seid ihr laut. Und völlig zu Recht. Ich bin ja aber ein kleiner Creep und deshalb ist mein liebstes Detail an der Rosenau, dass ich euch bespitzeln kann. Das wisst ihr vielleicht gar nicht, woher auch, aber ich sitze direkt hinter dem schwarzen Vorhang. Keine Mauer. Kein Schallschutz. Ich hör euch. Ich seh euch auch, wenn ich will. Ohne dass ihr mich hört oder seht. Und dann sitzt ihr da. Die Büroangestellte, die einen kompletten Kacktag hatte und sich jetzt freut, dass sie endlich was Warmes zu essen und ein paar gute Jokes in den Bauch bekommt. Der Ehemann, der seiner Frau die Tickets zum Geburtstag geschenkt hat und sich jetzt schon Sorgen macht, was das wohl wird, weil so viele „junge Leute“ da sind. Die Schülerin, die ihre Eltern mit ins Kabarett gebracht hat, weil sie mich aus dem Internet kennt und die Eltern, die ihr Glück nicht fassen können, dass sich ihre Tochter für echte, real life Kultur interessiert.
Und dann steh ich da hinterm Vorhang, hör euch zu, mal mir mein Gesicht ein bisschen an und freu mich. Dass ich euch keine Strafarbeiten geben muss, damit ihr mir zuhört. Dass ich weiß, dass mein Job heute keine Arbeit wird, sondern ich mich nur in euch reinfallen lassen muss (nicht wörtlich, keine Sorge). Weil ihr einfach wisst, wie‘s geht. Deshalb kommen wir immer wieder. Aber wem erzähl ich das, ihr ja auch.
Also dann, bis bald. Und denkt dran: ich seh euch. Und dafür brauch ich hinten gar keine Augen.
Teresa Reichl
Die nächsten Termine
LESUNG
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mit „Sweet Dreams – Rücksturz in die Achtziger“
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Nikita Miller
mit „Im Westen viel Neues“
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AK 30,50 / ermäßigt 26,50 € inkl. Gebühren
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